»Landschaften mit weiten kargen Flächen, aufragenden Bergen, mächtigen Gletschern, funkelnden Seen und goldfarbenen Graslandschaften ... Das ist genau das, was die Menschen suchen, die nach Chile reisen«, schwärmt der Reiseblogger Daniel Tischler im vorliegenden Magazin. Ähnlich imposante Landschaften findet man in Argentinien. Und es gibt weitere Gemeinsamkeiten: eine bewegte Kolonialgeschichte, die Verfolgung und Diskriminierung der indigenen Bevölkerung, von Neoliberalismus geprägte Wirtschaftsmodelle und traumatische Erfahrungen mit Militärdiktaturen.
 
Beide Länder stehen heute vor grossen Problemen: Argentinien steckt in einer der schwersten Wirtschaftskrisen seit Jahren, das Land kämpft wieder mit einer Hyperinflation, mit Arbeitslosigkeit und Armut. Chile befindet sich in einer tiefen politischen Krise, 2022 ist die Einführung einer neuen Verfassung gescheitert, was den Vertrauensverlust in die Politik verstärkt hat. Doch es gibt auch Positives. Viele Menschen fordern gesellschaftliche Veränderungen, mehr soziale Gerechtigkeit, die Gleichstellung der Geschlechter und die Anerkennung der Rechte von Indigenen und Migranten. »Mich inspirieren die Menschen, die trotz der vielen Schwierigkeiten weiter nach politischen Veränderungen und Gerechtigkeit streben – auf beiden Seiten der Anden«, resümiert Sophia Boddenberg, die Redakteurin des Magazins.
 
Mit Empathie und Sachverstand berichten die südamerikanischen und deutschen Autorinnen und Autoren aber auch über den Alltag der Einheimischen, über deren Probleme, Hoffnungen und Träume – und über viel Solidarität und Lebensfreude in der Gesellschaft: In beiden Ländern gehört das Festefeiern genauso zum Leben wie die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft ihrer Bevölkerung. »Buen viaje!«
 
Dietlind von Laßberg