Die Tempelanlagen von Angkor Wat und die Klöster von Luang Prabang, herrliche Strände, Inseln, die kaum einer kennt, die Gelassenheit und Freundlichkeit der Menschen, das alles macht ihn aus, den Zauber Indochinas. Auf den ersten Blick! Den deutschen und einheimischen Autorinnen und Autoren ist es aber ein Anliegen, auch tiefere Ein­blicke zu vermitteln – etwa in das Denken und Fühlen der Menschen.

Für die junge Generation ist vor allem die Gleichzeitigkeit von Moderne und Traditionsbewusstsein eine Herausforderung. "Die Balance im Leben zu finden, zwischen Verlockungen der neuen Welt und den Erfordernissen eines moralisch anständigen Lebens, das ist nicht leicht", sagt Sonen, eine 21-jährige Kambodschanerin.

Die drei Länder sind keine Einheit. Im Gegensatz zu Kambodscha und Laos wurde Vietnam nicht indisiert, sondern sinisiert. Traditionen und Handlungsmuster basieren auf entsprechend unterschied­lichen Wertesystemen.

Die Unterschiede beginnen sich aber zunehmend aufzulösen: Alle drei Länder wurden von einem rasanten Modernisierungsschub erfasst, neben Arm und Reich hat sich eine Mittelschicht herausgebildet,
Analphabetenquote und Säuglingssterblichkeit sind stark zurückgegangen. Auch die Probleme sind ähnlich: Die politischen Systeme entwickeln sich derzeit in Richtung Diktatur. Wahlen sind weder unabhängig noch frei. Pressefreiheit gibt es nicht, Korruption ist an der Tagesordnung, und der Raum für zivilgesellschaftliches Engagement ist gering.

Wer als Reisender Vietnam, Laos oder Kambodscha besucht, hat die Chance, sich eine eigene Meinung zu bilden, Einblicke in fremde Welten zu bekommen, in die scheue Schönheit dieser Länder. Und wer respektvoll auf die Menschen zugeht und sich auf ihre Gastfreundschaft einlässt, wird ihm erliegen: dem Zauber Indochinas!
 
Dietlind von Lassberg