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Wenn mein Großvater aus Oberschlesien mit seinen elf Geschwistern zusammensaß, sprachen sie oft Polnisch. In Grenznähe aufgewachsen, waren sie zweisprachig - und merkten manchmal nur durch den verwirrten Gesichtsausdruck meiner Großmutter, dass sie gar nicht Deutsch sprachen. Es war die Zwischenkriegszeit und Polen und Deutsche verstanden sich über die Grenze hinweg. Dann kam 1939 - Hitlers Überfall auf Polen, der schreckliche Krieg, die Vertreibungen von Polen und Deutschen, die Flucht. Das Verhältnis der Länder war nun durch Ressentiments geprägt. Erst Brandts Kniefall in Warschau und dann die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze durch die Regierung Kohl konnten auf polnischer Seite wieder Vertrauen in den großen Nachbarn im Westen herstellen.
Seitdem hat sich viel getan: Zwar gibt es immer noch heikle Themen, gerade auf Regierungsebene - aber die Menschen in Polen und Deutschland verstehen sich wieder. Wenn etwa Deutsche ihre ehemaligen Häuser in Polen besuchen, werden sie verständnisvoll und höflich hereingebeten - und die neuen Besitzer sind sogar oft ausgesprochen froh, etwas über die Geschichte ihrer Häuser zu erfahren, wie unsere Redakteurin Renate Zöller feststellen konnte.

Polen und Deutsche - Deutsche und Polen. Vorurteile auf beiden Seiten gibt es natürlich immer noch, aber wir sind uns nähergekommen und lernen uns wieder kennen. Auch wenn heute die wenigsten Deutschen Polnisch sprechen wie noch mein Großvater.

Wibke Reger

Polen verstehen

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